Anmerkung: Bei dem Roman „Die Gabe der Könige“ von Robin Hobb handelt es sich um den ersten Band der Fantasyserie „Die Chronik der Weitseher“. Erstmal erschien der Roman 1999 in Deutschland als „Der Adept des Assassinen“ und dann 2009 als „Der Weitseher“. Nun wird die Reihe (zumindest die erste Chronik) vom Penhaligon-Verlag überarbeitet neu aufgelegt. Dieser ersten Chronik mit drei Bänden folgen zwei weitere Chroniken mit drei, bzw. vier Bänden. Die Übersicht findet ihr hier.

Inhalt von „Die Gabe der Könige“ von Robin Hobb:

Als Bastard hat es Fitz nicht leicht. Zwar ist er der Sohn eines Prinzen, doch ist sein Auftauchen bei Hofe sechs Jahre nach seiner Geburt gleichzeitig schuld daran, dass sein Vater nicht König wird. Fitz lebt als Gehilfe des Stallmeisters in den königlichen Stallungen, bis der König selbst auf ihn aufmerksam wird. Fortan wird der Junge als Schreiber ausgebildet, doch dabei bleibt es nicht: König Listenreich will ihn zu einem Assassinen machen, zu einem Meuchelmörder in seinen Diensten.

Das ist kein angenehmes Leben, und es wird nicht besser, als das Land von den Roten Korsaren heimgesucht wird. Denn die sind nicht nur bestialische Mörder und plündern das Reich, sie hinterlassen vollkommen veränderte Menschen, die so genannten „Entfremdeten“. Der neue Thronfolger Veritas will die Roten Kosaren mit der „Gabe“ bezwingen, einer erstaunlichen geistigen Fähigkeit, die auch Fitz besitzt, deren Gebrauch er jedoch erst mühsam erlernen muss. Zu allen Gefahren kommt noch eine weitere hinzu: Edel, der jüngste Sohn des Königs, hasst Fitz und spinnt grausame Intrigen, um ihn loszuwerden.

Kritik zu dem Roman „Die Gabe der Könige“:

Die Gabe der Könige von Robin HobbAls das Buch Mitte der 1990er Jahre zum ersten Mal erschien, war es eine echte Offenbarung für Fantasy-Fans. Denn Robin Hobb (ein Pseudonym der Schriftstellerin Megan Lindholm) hatte es geschafft, die damals schon sehr ausgetretenen Pfade des Genres zu verlassen und etwas Neues zu kreieren: Neue, faszinierende Charaktere, einen ungewöhnlichen Plot und vor allem die „Gabe“, eine fantastische Fähigkeit. „Game of Thrones“-Fans (und natürlich Leser der ursprünglichen „Das Lied von Eis und Feuer“-Reihe von George R.R. Martin) werden hier zwar vielleicht Parallelen zu den „Wargs“ erkennen, dennoch entwickeln sich die Fähigkeiten in den beiden Fantasy-Reihen unterschiedlich.

Robin Hobb erzählt Fitz‘ Geschichte aus der Ich-Perspektive, die sehr tiefe Einblicke in den Charakter erlaubt. Fitz hadert mit seinem Leben, das oft glücklos verläuft, und auch mit der Gabe, die schwer zu beherrschen ist. Auch sein ihm aufgezwungener „Beruf“ des Assassinen trägt nicht dazu bei, seine Stellung am Hof zu verbessern. Fitz leidet unter seinem Status als Bastard und den Konsequenzen seiner – für seine Umwelt – unehrenhaften Herkunft. Das Innenleben der Figur gehört zu den spannendsten und am nachdrücklichsten geschilderten in der Fantasy-Literatur.

Der enorm bild- und detailreiche Stil der Autorin durchzieht den gesamten Roman, die farbenprächtige Handlung lässt das Leben am Königshof und die zahlreichen Intrigen sehr authentisch und beinahe wie in einem Historienroman wirken. Die Geschichte nimmt allerdings nur langsam Fahrt auf, wer also vor allem einen temporeichen Handlungsbogen erwartet, muss sich in Geduld üben – wird aber auch belohnt.

Mein Fazit zu Robin Hobbs „Die Gabe der Könige“:

Das Fantasy-Element ist in „Die Gabe der Könige“ gar nicht so stark ausgeprägt, wie man es in diesem Genre vielleicht erwartet. Elfen, Zwerge, Drachen und ähnliche Wesen gibt es nicht. Da ist die geheimnisvolle „Gabe“, da sind die „Roten Korsaren“ und ihre schrecklichen Fähigkeiten; doch insgesamt ist der Roman ein guter Einstieg für Leser, die sich bisher wenig an Fantasy gewagt haben.

Doch auch für Genre-Liebhaber bietet Robin Hobb wunderbare Abwechslung vom typischen Einheitsbrei. Vielleicht sind die Details heute nicht mehr ganz so überraschend wie noch in den 90er Jahren, weil es auch in der Fantasy in den vergangenen Jahrzehnten erfreuliche Entwicklungen gab. Doch immer noch sind der Stil und die Charakterzeichnungen von Robin Hobb ein unwahrscheinlich gutes Lesevergnügen. Ich freue mich auf die Fortsetzungen!

Mittlerweile haben wir auch eine Rezension zum 2. Teil, Der Bruder des Wolfs, veröffentlicht.

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Produktinfos:

Verlag: Penhaligon

Seiten: 608

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