Die aus drei Teilen bestehende Comicreihe „Vergessene Welt“ von Christophe Bec (Autor), Fabrizio Faina und Mauro Salvatori (beide Zeichnungen) basiert auf der berühmten Buchvorlage von Sir Arthur Conan Doyle (Sherlock Holmes). Wir stellen hier die Comics in einer zusammengefassten Rezension vor.

Rezension zu den Comics „Vergessene Welt“?

Vergessene Welt-Comics von Christophe BecAnfang des zwanzigsten Jahrhunderts: Der von der Fachwelt mit Skepsis betrachtete Biologe Challenger behauptet, dass Dinosaurier keineswegs ausgestorben seien. Er fordert seinen angesehenen Kollegen Professor Summerlee heraus, mit ihm zusammen eine Expedition nach Südamerika zu unternehmen, wo er seine Theorie unter Beweis stellen will. Zusammen mit dem jungen und ehrgeizigen Journalisten Malone und dem Abenteurer Lord Roxton unternehmen die Wissenschaftler eine gefährliche Reise. Schon bald zeigt sich: Challenger hatte Recht, in einem abgeschiedenen Tal leben Dinosaurier. Die Freude über die Entdeckung weicht bald dem Schrecken – die Tiere sind beileibe nicht alle Pflanzenfresser. Und sie sind nicht die einzige Gefahr in der Gegend …

Der Klassiker von Arthur Conan Doyle, dem Schöpfer von Sherlock Holmes, ist hierzulande deutlich weniger bekannt als sein berühmter Detektiv. Obwohl die Graphic Novel nur auf dem Roman basiert und ihn nicht deckungsgleich abbildet, macht sie doch sehr viel Lust, sich dieser alten Erzählung zu widmen. „Vergessene Welt“ ist gleichzeitig frühe Science Fiction wie Abenteuergeschichte, erzählt in Form von Tagebucheinträgen des Reporters Edward Malone.

Aus dem Comic "Vergessene Welt 1" von Christophe Bec

Christophe Bec komprimiert die Handlung in drei Bänden und lässt sie dabei ausgesprochen zeitlos wirken. „Vergessene Welt“ sprüht vor Forschungsgeist und zeigt, wie weit so mancher im Glauben an Wissenschaft und Fortschritt gehen würde. Dabei werden die Charaktere, ihre Motive und auch ihre Entwicklung trotz des gekürzten Formats nachvollziehbar dargestellt: Der unkonventionelle Challenger und sein voreingenommener Gegenpart Summerlee, der draufgängerische Roxton oder Malone, der sich mit der gefährlichen Reise seiner Angebeteten als würdig erweisen möchte – sie alle wirken sehr lebendig. Die Geschichte folgt einer traditionellen Erzählstruktur, wodurch selbst Lesern, die das Original nicht kennen, schnell klar wird, wie sie sich entwickelt. Doch das schmälert nicht das Vergnügen an diesem Abenteuer, das Christophe Bec auf seine besten Momente kondensiert und dabei stets die Spannung aufrecht erhält.

Szene aus der Graphic Novel "Vergessene Welt 2"

Die Zeichner Fabrizio Faina und Mauro Salvatori haben die Graphic Novel illustriert und werden dabei dem exotischen und abenteuerlichen Tenor der Geschichte mehr als gerecht. Ihre Panels transportieren sehr schön die Atmosphäre der Erzählung, die hier originalgetreuer wiedergegeben wird als in vielen anderen Adaptionen des Stoffs. Aus heutiger Sicht mag das manchmal auch unfreiwillig komisch oder zumindest seltsam wirken: Die Beharrlichkeit, mit der sich beispielsweise Professor Summerlee lange weigert, dem treuen Helfer Pablo mehr als eine praktische Intelligenz zuzugestehen, mutet befremdlich an. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse beruhen auf dem, was Doyle seinerzeit kannte (und damals hervorragend recherchiert hatte); auch das Frauenbild ist absoluter Zeitgeist. So hat Malones Geliebte schräge Vorstellungen von einem Mann, doch da die Expedition so lange dauert, findet er sie bei seiner Rückkehr als Verlobte eines anderen vor. Andere Frauen kommen praktisch nur in Gestalt williger Indios vor, die sich freuen, die Bettstatt mit den tollen Weißen teilen zu dürfen. Die Geschichte atmet einen altmodischen Retro-Charme, den die überwiegend statischen Zeichnungen trotz gelegentlich fehlender Dynamik hervorragend aufgreifen.

Bild aus dem Comic "Vergessene Welt 3"

Mein Fazit zu den Graphic Novels „Vergessene Welt“:

„Vergessene Welt“ ist eine würdevolle Umsetzung des Abenteuer-Klassikers von Arthur Conan Doyle. Mit den handwerklich hervorragenden Zeichnungen von Fabrizio Faina und Mauro Salvatori und der Geschichte von Christophe Bec, die sich wunderbar aufs Wesentliche konzentriert, gehört die dreibändige Reihe zu den besten Umsetzungen des Ursprung-Werkes.

Es ist nur konsequent, dass man dabei auf moderne Aspekte verzichtet hat und somit auch der latente Rassismus und das Frauenbild der damaligen Zeit nicht verändert wurden. Es sind allerdings auch die Punkte, der manchen Lesern bei der Lektüre Unbehagen bereiten dürften. Wem es dennoch gelingt, die zeitlosen Aspekte der Geschichte zu genießen, wird an dieser Graphic Novel viel Vergnügen haben.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.

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