Update: Seit dem 8. November 2019 gibt es eine 2. Staffel. Unsere Rezension dazu findest du hier.

Anmerkung: Diese Besprechung bezieht sich auf die am 1.12.2017 erschienenen DVDs. Die TV-Serie „Die Springflut“ basiert auf dem gleichnamigen Roman und Auftakt der Olivia Rönning und Tom Stilton-Serie  von Cilla und Rolf Börjlind, den wohl bekanntesten Drehbuchautoren Schwedens. Umgesetzt ist sie in fünf Folgen von je rund 90 Minuten Spielzeit. Diese sind grundsätzlich spannend und überzeugen filmisch mit einer interessanten, warmen Farbgebung, die man von skandinavischen Serien so gar nicht gewohnt ist.

Um was geht es in „Springflut“?

Eine bestimmte Sommernacht aus dem Jahr 1990 bleibt den Bewohnern der schwedischen Insel Nordkoster auf ewig im Gedächtnis: Damals wurde eine schwangere Frau bis zu den Schultern in den Strand eingegraben und von einer bereits erwarteten Springflut getötet. Der rätselhafte Fall blieb bis heute ungelöst. Die Studentin Olivia bekommt ihn 25 Jahre später als Übung an der Polizeihochschule vorgesetzt. Schon ihr verstorbener Vater hatte damals an den Ermittlungen mitgearbeitet. Olivia beschließt, den ehemaligen Kollegen ihres Vaters und damaligen Leiter der Ermittlungen Tom Stilton zu kontaktieren. Das ist allerdings nicht so einfach: Der lebt heute als Obdachloser in Stockholm. Er ist erst bereit Olivia zu helfen, als ihn brutale Gewalttaten an Obdachlosen, bei denen eine Frau stirbt, aus seiner Lethargie reißen.

TV-Serie "Springflut" nach Cilla und Rolf BörjlindDie Story ist durchaus spannend, aber auch sehr komplex und etwas überfrachtet mit mehreren Handlungssträngen, was erhöhte Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordert. Hier gibt es den Mord, den Tom Stilton damals nicht aufklären konnte, dann die Gewaltausbrüche von Jugendlichen an Obdachlosen, die gefilmt und als Video ins Netz gestellt werden. Dazu noch illegale Käfigkämpfe, in denen Kinder (!) gegeneinander antreten müssen und eine skrupellose Firmenchefin, die bei der Vertuschung ihrerer schmutzigen Geschäfte in Afrika vor nichts zurück schreckt. Außerdem gibt es wechselnde Handlungsorte und auch der  Kommissar Zufall tritt ein paar mal in Aktion. Insgesamt ist es ein stetiges Hin und Her in der Handlung, aber die Serie nimmt sich auch viel Zeit, um diese zu entwickeln.

Wie bei vielen Krimis, die in Schweden spielen, ist auch die Gesellschaftskritik ein Thema. Die unverhohlene Kritik an einer verrohten Gesellschaft ist ein zentrales Thema, auch hier hier kommt sie nicht zu kurz, wenn auch manchmal mit dem Holzhammer daher. Das gilt besonders für das recht aufgesetzt wirkende Thema der Cagefights – das mit dem eigentlichen Fall übrigens rein gar nichts zu tun hat und zur Straffung der Geschichte auch nicht zwingend von der Buchvorlage hätte übernommen werden müssen. Einiges wett macht die Serie mit ihren Protagonisten. Das Ermittlerteam, bestehend aus einer unerfahrenen Polizeischülerin und einem abgewrackten Ex-Polizisten, ist ziemlich ungewöhnlich. Julia Ragnarsson als Olivia Rönning und Kjell Bergqvist als Tom Stilton liefern eine überzeugende Darstellung ab. Bergqvist erhielt für seine darstellerische Leistung nicht unverdient den schwedischen Fernsehpreis „Kristallen“. Auch die Co-Darsteller wissen zu überzeugen.

Mein Fazit zu der Romanverfilmung von Cilla und Rolf Börjlind:

„Springflut“ hinterlässt bei mir ein zwiespältiges Gefühl. Die Serie setzt den Roman von Cilla und Rolf Börjlind sehr gut um – aber dies hat leider auch seine Schwächen. Die umfangreiche Handlung des Buchs ist zwar eigentlich wie geschaffen für eine Fernsehserie, doch gelingt es nicht durchgehend, sie etwas strukturierter und transparenter zu machen. Freunde von werksgetreuen Adaptionen werden wahrscheinlich anderer Meinung sein, mir wäre die Kürzung, oder gar Streichung (Cagefights), einiger Handlungsstränge lieber gewesen.

Auf der Habenseite verbucht „Springflut“ glaubhafte Darsteller und ein schönes, stimmungsvolles Setting. Und auch die Spannung kommt keineswegs zu kurz – wer durchhält, wird belohnt. Die Serie ist teils etwas zu ambitioniert, aber für Fans von Schweden-Krimis trotzdem ein Hingucker. Normalerweise vergebe ich keine Sterne. Aber an dieser Stelle muss ich dies aufgrund meiner Kritikpunkte, die die Serie unter Umständen zu negativ erscheinen lassen, ausnahmsweise machen. Gute 4 von 5 Sternen, denn unterm Strich haben mich Cilla und Rolf Börjlind, die auch für das Drehbuch verantwortlich sind, gut unterhalten. An der Bild- und Tonqualität der DVDs gibt es nichts zu bemängeln.

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Bei Amazon erhältlich als: DVD | Blu-ray

Produktinfos der DVDs:

Sprache: Schwedisch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
Anzahl Disks: 3
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Edel Germany GmbH
Erscheinungstermin: 1. Dezember 2017
Produktionsjahr: 2016
Spieldauer: ca. 450 Minuten