Rezension zu dem Kriminalroman „Nebelblau“ von Tove Alsterdal

Anmerkung: Der Roman „Nebelblau“ ist der dritte Band der Eira-Sjödin-Trilogie von Tove Alsterdal.

Um was geht es in dem Krimi „Nebelblau“?

Bei einem Tauchgang zu einem versunkenen Schriffswrack machen Meerearchäologen die Entdeckung einer Leiche. Zunächst geht man von einem Besatzungsmitglied aus und ist auch nicht verwundert, dass man bei einem gesunkenen Schiff einen Leichnam findet. Dann stellt man jedoch fest, dass die Person mit einem Anker beschwert wurde, um dafür zu sorgen, dass sie nicht mehr das Licht der Welt erblickt. Das ruft Kommissarin Eira Sjödin auf den Plan. Handelt es sich bei der Leiche womöglich um eine Frau, die vor langer Zeit verschwunden ist? Die Ermittlungen führen Eira Sjödin in die Vergangenheit. Genauer gesagt in die Zeit des Vietnamkrieges und zur Lebensgeschichte ihrer Mutter.

Kritik zu dem Kriminalroman von Tove Alsterdal:

Tove Alsterdal legt mit „Nebelblau“ den Abschluss ihrer Trilogie um Eira Sjödin vor. Eine der Stärken des Romans liegt zweifellos in der Tiefe und Nuancierung der Charaktere. Eira ist eine Frau mit eigenen inneren Dämonen und dadurch eine äußerst empathische und vielschichtige Hauptfigur. Ihre emotionale Reise, während sie versucht, die Wahrheit über ihre Mutter und ihre Vorfahren herauszufinden, zieht den Leser tief in die Geschichte hinein. Auch das Private hat da wieder einen großen Anteil. Da ist das Kind, das Eira erwartet und dessen Vater noch immer unbekannt ist. Ihr Bruder sitzt zudem für ein Verbrechen im Gefängnis, das er nicht begangen hat.

Dazu kommen Themen wie die Anti-Kriegs-Bewegung, Deserteure und die CIA, die für einen originellen und überaus interessanten Ansatzpunkt sorgen, der nicht so häufig in Krimis zu finden ist. Dabei nimmt sich Tove Alsterdal Zeit, um die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonistin zu erkunden, und dadurch ihre Verletzlichkeit und Stärke zu offenbaren.

Die düstere Atmosphäre in „Nebelblau“ ist noch greifbarer als in den ersten beiden Teilen. Die Beschreibungen der Küstenlandschaft und ihrer wechselnden Stimmungen fangen die Melancholie und den Zauber der Umgebung perfekt ein. Dadurch wird die Kulisse sehr intensiv zu einer eigenen Figur im Buch, die die Emotionen der Charaktere widerspiegelt und das Geheimnisvolle der Handlung unterstreicht.

Dabei werden von Tove Alsterdal Themen wie Verlust, Liebe, Familiengeheimnisse und die Bedeutung der Erinnerung hervorragend vermischt. Stück für Stück wird ein Puzzle zusammengesetzt, dass den Leser immer wieder fesselt und etwas von der Wahrheit offenbart. Das alles gipfelt in einen packenden Showdown, der die Handlungsstränge wirklich fulminant auflöst. Und der sogar ein wenig Raum lässt, dass es noch einen vierten Band geben könnte.

Der Schreibstil ist von großer Eleganz und Lyrik geprägt. Geschickt jongliert sie mit Sprache und Metaphern, um sowohl die Landschaft als auch die Emotionen ihrer Charaktere zum Leben zu erwecken. Zudem ermöglicht ihre präzise Wortwahl, die psychologische Tiefe ihrer Figuren zu erfassen, während die Handlung kontinuierlich voranschreitet.

Tove Alsterdal entführt die Leserinnen und Leser in „Nebelblau“ ein drittes und letztes Mal in eine Welt voller Geheimnisse, Schmerzen und unerwarteter Wendungen. Mit einer wahrhaft meisterlichen Mischung aus atmosphärischer Beschreibung und tiefgründiger Charakterentwicklung erzählt sie abermals eine Geschichte, die von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann zieht.

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