Anmerkung: „Die Tochter des Wolfs“ ist der 3. Band der dritten Weitseher-Trilogie und gleichzeitig der 16. Band der „Realm of the Elderlings“-Reihe von Robin Hobb.
Um was geht es in „Die Tochter des Wolfs“?
Biene, die Tochter des Weitsehers Fitz Chivalric, soll von ihren Entführern nach Clerres gebracht werden. Hier soll sie, wie alle Weißen Propheten vor ihr, den Dienern Clerres zu weiterer Macht verhelfen. Ihre Hoffnung, dass ihr Vater sie rechtzeitig finden wird, schwindet immer mehr. Auch Fitz glaubt seine Tochter im Grunde bereits verloren, zumal seine Suche alles andere als geradlinig verläuft. Doch er gibt nicht auf, und diesmal ist er nicht alleine. Und Biene lernt sich zu wehren …
Kritik zu dem Roman von Robin Hobb:
Wer bisher nicht ein einziges Buch von Robin Hobb gelesen haben, das zur „Realm of the Elderlings“-Reihe (eine deutsche Übersetzung dieses Obertitels existiert bisher nicht) gehört: Ab in die Buchhandlung und Band 1 „Die Gabe der Könige“ kaufen. Tatsächlich ist „Die Tochter des Wolfs“ nicht nur der Abschluss der „Das Kind des Weitsehers“-Trilogie, sondern einer Reihe in Robin Hobbs komplexem Gesamtwerk. Es ist wahrscheinlich (!) das endgültige Ende dieses gesamten Werks – das Ende von etwas sehr, sehr Großem. Oder anders ausgedrückt: Wer nicht mindestens die beiden vorherigen Weitseher-Trilogien kennt, ist bei diesem Buch völlig verloren. Und das nicht nur, weil es eben der neunte Teil einer Reihe ist, sondern auch, weil der Band lose Fäden zusammenführt, die nur LeserInnen der kompletten Reihe wirklich erfassen werden. Im Idealfall heißt das: Alle 16 Bände, inklusive jenen um die Seelenschiffe (alter Titel: Zauberschiffe) und die Regenwildnis (Originaltitel: Rain Wild Chronicles), obwohl letztere noch nicht einmal komplett ins Deutsche übersetzt wurde. Wem jetzt schon schwindlig ist: Natürlich sind nicht alle dieser Romane wirklich für das Verständnis nötig, sie sind aber letzten Endes alle miteinander verbunden. Die komplette Geschichte zu kennen erhöht somit das Lesevergnügen – oder verstärkt den Kummer, weil sich „Die Tochter des Wolfs“ tatsächlich wie ein definitives Ende anfühlt.
Robin Hobb hat ihre LeserInnen über einen Zeitraum von über 20 Jahren hinweg auf eine Achterbahn der Gefühle mitgenommen. Das Schicksal von Fitz, dem Weitseher, war meist düster, gesprenkelt von wenigen Momenten des Glücks. Als Leser dieser herausragenden Autorin ist man ein Auf und Ab gewohnt, und auch dieser Roman enttäuscht auch in dieser Hinsicht nicht. Verraten wird natürlich nichts, doch soviel sei gesagt: Das Ende ist nicht nur überraschend, es ist in hohem Maße schockierend. Selbst für Fans der Reihe, die es gewohnt sind, dass Robin Hobb ihren Charakteren ein gerütteltes Maß an Schicksal, Blut, Tränen und Schmerz angedeihen lässt.
Keine Überraschung also, dass Fitz, Biene und der Narr in diesem Roman erneut große Abenteuer erwarten. Außerdem: Großartige Charakterentwicklungen, neue und bisher unbekannte Regionen der Welt und natürlich ein wohl durchdachter Plot. All das bekommen LeserInnen in gewohnter Hobb-Qualität, was wie immer vor allem eins bedeutet: Eine starke emotionale Bindung an die Charaktere und ihre Geschichten – deutlich mehr als nur eine actionreiche Handlung. Und sie ist eben genau in diesen Momenten am besten, in denen man sich als LeserIn besonders mit den Hauptpersonen verbunden fühlt. Kein Roman der „Realm of the Elderlings“-Reihe war wirklich je etwas für Fans von aufregenden Kampfszenen, und dieser ist keine Ausnahme. Es ist nicht nur die Spannung, die in die Geschichte zieht, sondern das Innenleben der Figuren, ihr Schicksal und ihre Handlungen.
Und so bildet „Die Tochter des Wolfs“ einen – so viel sollte Fans der Reihe klar sein – tränenreichen, aber großartigen Abschluss auf über 1100 Seiten. Ihren roten Faden verliert Robin Hobb dabei niemals aus den Augen, verrät aber trotzdem nicht sämtliche Geheimnisse. Speziell Freunde von dem Narr dürfte das ein klein wenig enttäuschen. Letzten Endes ist die Schriftstellerin damit aber nur konsequent und lässt den LeserInnen genug Interpretationsspielraum für ihre eigenen Gedanken.
Mein Fazit zu „Die Tochter des Wolfs“:
Kurz gesagt: Dieses Buch ist ein Muss für Fans, aber beileibe kein geeigneter Einstieg in die Welt von Fitz Chivalric. Der Roman macht nur Sinn für LeserInnen, die mindestens die vorherigen Bände der Weitseher-Reihen kennen. Besser noch, sie kennen deutlich mehr als diese Trilogien, die nur ein kleiner Puzzlestein sind in der gewaltigen, farbenprächtigen und extrem gut geschriebenen Welt von Robin Hobb. Eine Übersicht über das Gesamtwerk findet ihr hier.
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