Auf die Lektüre von dem 2017 erschienene Buch „Drei Meter unter Null“ von Marina Heib hatte ich mich gefreut.  Ein Thriller ohne frauenmordenden Serienkiller, sondern zur Abwechslung genau umgekehrt. Das versprach doch mal andere Einblicke in das Genre und ich war wirklich neugierig, wie die Autorin die Psyche ihrer Protagonistin vermittelt. Und auch die vielen guten Bewertungen, die der Roman mittlerweile erhalten hat, trugen zur Vorfreude bei, die aber leider nicht erfüllt wurde. Aber der Reihe nach:

Klappentext von Marina Heibs „Drei Meter unter Null“:

Sie beobachtet ihre Opfer. Sie plant ihre Morde. Nichts will sie dem Zufall überlassen. Sie schlägt den Weg der Gewalt jedoch nicht ohne Grund ein. Ihr Leben lang bemühte sie sich um ein normales Leben. Doch die Hülle der Normalität umschloss eine tiefe Verzweiflung, die sie zu verbergen wusste. Bis zu einem nebligen Donnerstag im November. Dem Tag, an dem sie beschließt, eine Mörderin zu werden. Sie will die Dämonen vernichten. Sie will Rache. Sie empfindet kein Mitleid. Sie sollen leiden. Genau wie sie.

Kritik zu dem Roman von Marina Heib:

Drei Meter unter Null von Marina Heib„Drei Meter unter Null“ von Marina Heib hat eine vielversprechende Grundidee: Die anfangs namenlose Pola ist schon als Kind anders als die anderen, schafft es aber lange, eine halbwegs normale Fassade zu bewahren. Erst als Erwachsene plant sie einen Rachefeldzug und wird zur Serienkillerin.

Warum genau sie das tut, ist dem Leser lange Zeit nicht klar – und das trotz zahlreicher Rückblicke in die Kindheit der Protagonistin. Ihre Entwicklung ist für die Geschichte zwar wichtig, zudem decken diese Einblicke wirklich interessante Details auf. Leider sind diese Rückblenden aber auch oft zu langatmig, der banale Alltag lähmt die Spannung. Und dies ist nicht das einzige Problem in „Drei Meter unter Null“. Viel schwerer wog für mich, dass mir kein rechter Zugang zu Pola gelingen wollte. Sie ist schlicht und einfach in keinster Weise eine sympathische Figur. Obwohl sie aus einem guten Elternhaus stammt, intelligent, gebildet und sehr belesen ist, wird sie gleichzeitig furchtbar ordinär und gewöhnlich dargestellt. Verständnis oder gar Mitgefühl für sie und ihr Schicksal kommt so kaum auf. Vielleicht war es ein Fehler, obwohl dieser Schachzug zugegebenermaßen schon spannend ist, dass Marina Heib den Leser über die wahre Motivation für die Morde so lange im Unklaren lässt. Aber so wurde Pola für mich kaum zu einer Identifikationsfigur.

Dabei hätte der Roman das Potenzial gehabt, die im Grunde interessante Protagonistin viel spannender zu gestalten. Die psychologische Komponente spielt in „Drei Meter unter Null“ eine wichtige Rolle: Pola muss sich, bevor sie zur Mörderin werden kann, vollkommen entmenschlichen – dabei hat sie Jahre ihres Lebens darauf verschwendet, möglichst normal, also menschlich, zu wirken. Doch während diese ersten Jahre noch flott beschrieben werden, war für mich ein guter Teil der Spannung raus, als sich diese Veränderung vollzogen hatte. Denn dieses „Entmenschlichen“ wird leider auf die Spitze getrieben. Permanent musste ich lesen, dass Pola ein Wolf (alternativ ein „Tier“) ist, kein Schaf – wieder und wieder wird dieser Gedankengang beschrieben. Meine Güte, spätestens beim 10 mal, was wahrhaftig nicht das letzte mal war, konnte ich nur noch mit den Augen rollen. Und dass die Autorin dem Leser glaubhaft machen will, dass man sich innerhalb kurzer Zeit zu einer, in mehreren (!) Kampfsportarten geschulten, Kämpferin ausbilden lassen kann … ach lassen wir das, spielt für die Geschichte ja eh kaum eine Rolle. Auch das ziemlich unglaubwürdige Ende mit der erzwungen wirkenden und ach so (Achtung: Ironie) überraschenden Wendung trug nicht dazu bei, dass mich der Roman überzeugen konnte.

Das Buch ist thematisch – ohne zu viel zu verraten – keine leichte Kost; auch die gewählten Tötungsarten sind sicher nicht für jeden leicht zu verdauen. In diesem Sinn ist der Roman von Marina Heib zumindest für jene Leser zu empfehlen, die das Serienkillergenre mögen. Mein Fall war es leider nicht.

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Produktinfos:

Verlag: Heyne

Seiten: 256

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