Der gesellschaftskritische Roman „Leere Herzen“ von Juli Zeh erschien am 13. November 2017 im Luchterhand Literaturverlag.

Inhaltsangabe von Juli Zehs „Leere Herzen“:

Deutschland in den 2020er Jahren. Die Politikverdrossenheit hat stetig zugenommen. Europa ist weiter zerfallen und in Deutschland regiert die BBB – die Besorgte-Bürger-Bewegung. Damit einher geht eine schleichende Nationalisierung. Kritische Zeitungen wurden vom Markt genommen oder sind nach rechts gerückt, Einkaufspassagen werden ausschließlich von deutschen Mietern betrieben und durch „Sport ist öffentlich“-Gruppen, die über das ganze Land verteilt sind, soll der kollektive Sportsgeist geweckt werden. In dieser Welt lebt auch Britta Söldner. Mit ihrem Geschäftspartner Babak betreibt sie ein außergewöhnliches Unternehmen: die Brücke. Nach außen handelt es sich dabei um eine psychotherapeutische Praxis, die selbstmordgefährdeten Menschen helfen soll, einen Weg aus der Krise zu finden. In Wahrheit durchlaufen die Probanden ein 12-Stufen-Programm, an dessen Ende Personen stehen, die als Selbstmordattentäter geeignet sind und die von Britta und ihrem Partner an die jeweiligen Terrororganisationen verkauft werden. Ein florierendes Geschäft, von dem sich gut Leben lässt. Als es am Leipziger Flughafen zu einem Attentat kommt, welches nicht über die Brücke organisiert wurde, wird Britta und ihrem Compagnon klar, dass sie jemand vom Markt drängen will.

Kritik zu dem Roman „Leere Herzen“:

Leere Herzen von Juli ZehIn Zeiten endloser Sondierungsgespräche, großer Koalitionen und öffentlichen Diskussionen um Parteiführungen legt Juli Zeh mit „Leere Herzen“ einen äußerst ambitionierten Roman vor, der politisches Aufklärungsbuch, kritischer Gesellschaftsroman und Thriller in einem sein soll. Wer die bisherigen Werke der Autorin kennt, weiß, dass die Autorin kein Blatt vor dem Mund nimmt und den Finger in die entsprechenden Wunden legt. Das fängt bereits mit der Widmung von „Leere Herzen“ an. „Da. So seid ihr.“ wirft sie dem Leser entgegen und macht deutlich, dass es genau ihre Generation (Juli Zeh ist Jahrgang 1974) ist, die sie mit diesem Roman ansprechen und aufwecken will.

Zumal es Figuren wie Zeh‘s Protagonistin Britta Söldner betrifft, die das Bild der Gesellschaft prägen. Sie sind durch ihre Karrieren gut situiert, leben ihr bürgerliches Leben und nehmen die Nachrichten nur noch am Rande wahr. Hinterfragt wird nichts mehr. Dies gilt auch für die Personen in ihrem Umfeld. So interessiert es Brittas Mann nicht wirklich, womit seine Frau ihr Geld verdient, dass zu einem Großteil den Lebensstandard der Familie sichert. Diese Gleichgültigkeit, gepaart mit dem Bewusstsein, demokratische Grundrechte als vollkommen selbstverständlich hinzunehmen, sind der Nährboden, den es braucht, um Bewegungen wie die BBB an die Macht zu bringen.

Der Leser bekommt das Gefühl, als schreibe sich Juli Zeh in „Leere Herzen“ ihren Frust über die aktuelle politische Landschaft von der Seele. Überraschend ist, dass es nicht die Wähler der Besorgte-Bürger-Bewegung sind, sondern die anderen, die Frau Zeh mit diesem Roman aufwecken will. Das macht sie mit einer deutlichen Sprache, die von der ersten Seite an begeistert. Stellenweise erhebt sie den moralischen Zeigefinger so stark, dass es fast zu viel des Guten wird, doch man muss ihr zugutehalten, dass der Kern ihrer Aussage so wichtig ist, dass der Zweck die Mittel heiligt. Was nicht so gut gelingt, ist der Tanz auf drei Hochzeiten. Gerade die Thrillerelemente können insbesondere wegen fehlender Plausibilität am Schluss nicht so begeistern. Auch die Identifikation mit Britta Söldner fällt zunehmend schwerer, da sie nicht der Charakter ist, mit dem sich der Leser gerne identifiziert.

„Leere Herzen“ von Juli Zeh liest sich relativ leicht und ist trotzdem alles andere als leichte Kost. Das Bild der Post-Merkel-Epoche ist düster und vollständig glaubhaft. Auch wenn man als Leser mit der einen oder anderen Passage nicht konform geht, regt „Leere Herzen“ zum Nachdenken an. Zudem ermuntert der Roman dazu, sein Wahlrecht nicht als Selbstverständlichkeit anzusehen. Und das allein ist ein Punkt, den man in der heutigen Zeit nicht oft genug betonen kann.

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Produktinfos:

Verlag: Luchterhand Literaturverlag

Seiten: 353

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