Nach einer Studie der internationalen Hilfsorganisation Oxfam besitzen bereits heute nur 85 Menschen so viel Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Auf diesem nahezu unglaublichen, aber realen, Hintergrund baut Greg Rucka seine dystopische Comic-Reihe „Lazarus“ auf.

Rezension zum Comic „Lazarus 1“ von Greg Rucka:

Comic "Lazarus #1" von Greg RuckaIn einer nicht allzu weit entfernten Zukunft haben 16 privilegierte Familien die ganze Welt unter sich aufgeteilt. Wer nicht dazu gehört, ist entweder Knecht, arbeitet also für eine Familie – oder er ist schlicht „Abfall“. Diese weitaus größere Gruppe Menschen lebt in ärmlichen Verhältnissen. Um sich vor Gefahren unter anderem aus dieser Richtung zu schützen, kontrolliert jede Familie einen so genannten Lazarus, einen im Labor gezüchteten, genetisch modifizierten Supersoldaten. In der Familie Carlyle ist das Forever, kurz Eve genannt. Sie beschützt die Familie und verfügt über grandiose Selbstheilungskräfte. Es ist schwer, einen Lazarus zu töten. Dennoch gibt es innerhalb der eigenen Familie Menschen, die genau das versuchen – denn Eve ist die einzige, die einer perfide geplanten Intrige im Weg steht.

Es ist eine bittere und düstere Geschichte, die Greg Rucka hier erzählt. Mit einem rasanten und ziemlich blutigen Einstieg führen er und Zeichner Michael Lark sofort tief in eine faszinierende Dystopie. Die auf Ungerechtigkeiten gebaute Welt erschließt sich dem Leser schnell, trotz mancher medizinischer und biologischer Fachbegriffe.

Lazarus 01 - Die Macht der Familien

Zeichnungen und Text präsentieren sich in dieser Graphic Novel ausgewogen und sind beide von hohem Niveau. Die dunklen Farben unterstreichen die düstere Atmosphäre. Besonders das Spiel mit Schatten beherrscht Zeichner Michael Lark hervorragend – sie verleihen seinen Bildern eine satte Tiefe. Die Colorierung von Santi Arcas ändert sich selbst im luxuriösen Umfeld der Familien kaum. Deren Mitglieder mögen mehr besitzen als die „Knechte“ und deutlich weniger Sorgen haben als der „Abfall“, ihr Leben ist dennoch nicht zwingend leichter. Zumindest sehen das einige der Figuren so, weshalb Ränkespiele auch innerhalb der eigenen Familie an der Tagesordnung sind. Der Leser ist der Protagonistin Eve dabei immer einen Schritt voraus – sie selbst weiß in Band 1 dieser Reihe noch lange nicht, wer, oder was, sie wirklich ist und wie ihr eigentlicher Status innerhalb der Carlyles ist. Es ist eine reizvolle Methode, dem Leser diesen Charakter nahezubringen. Es fällt nicht schwer, Eve zu mögen oder zumindest Mitleid für sie zu empfinden.

Szene aus dem Comic Lazarus #1

Das zeigt sich am deutlichsten in einer Szene, in der ihr Bruder eine Exekution verlangt und Eve sie wider besseren Wissens ausführen muss. Auch ihre heimliche Verbindung zu einem Mitglied einer anderen Familie ist ein interessanter Aspekt, der mit seinem leichten Hauch von Romeo und Julia noch einmal einen neuen Blickwinkel auf Forever wirft. Greg Rucka erzählt eine dichte und in sich stimmige Story, deren wenig komplexen Handlungssträngen man leicht folgen kann. Das bedeutet keineswegs, dass die Geschichte über zu wenig Tiefgang verfügt – im Gegenteil wirft der Plot viele interessante Fragen auf, die hoffentlich in den Folgebänden noch beantwortet werden.

Szene aus der Graphic,Novel Lazarus #1

Mein Fazit zur Graphic Novel Lazarus 1 von Greg Rucka:

Die ausdrucksstarken Zeichnungen von Michael Lark und die spannend erzählte Geschichte von Greg Rucka verbinden sich in „Lazarus – Band 1“ zu einem sehr guten Comic auf hohem erzählerischen und grafischen Niveau. Soziale Spannungen und Genetik sind hochaktuelle Themen, die eine realistische und beklemmende Atmosphäre schaffen und zum Nachdenken anregen. Wer es nicht ganz so explizit mag, wird sich vielleicht an einigen blutigen Kampfszenen stören – für Fans von actionreichen Graphic Novels ist „Lazarus“ genau das Richtige.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.

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*  Anmerkung zu Band 6 „X66“. Bei dem Teil der Reihe handelt es sich um 6 unabhängige Geschichten, die sich mit den Ereignissen nach Band 5, Familienkrieg“, beschäftigen.