Anmerkung: Das Buch „Und es schmilzt“ erschien im Original schon 2016 und in Deutschland 2017, ist aber noch topaktuell.

Inhaltsangabe von Lize Spits „Und es schmilzt“:

Lize Spit beschreibt in ihrem Aufsehen erregenden Debüt „Und es schmilzt“ einen Sommer in einem belgischen Dorf in Flandern. Ein Sommer, den die Hauptfigur des Romans, Eva, niemals vergessen wird. Bovenmeer heißt das Örtchen, in dem das Mädchen gemeinsam mit seinen Eltern und zwei Geschwistern lebt. Hier herrschen Langeweile, Kleinbürgertum und Katholizismus. Den Nachbarn entgeht nichts, auch nicht die emotionale Vernachlässigung in Evas Familie. Weil die Eltern alkoholkrank sind und suizidal, sind die Kinder im Grunde sich selbst überlassen: Evas älterer Bruder Jolan sammelt mit Vorliebe tote Insekten, die kleinere Schwester Esje leidet an Zwangsstörungen. Eva, 13 Jahre, findet keine Freundin und verbringt notgedrungen ihre Zeit mit den gleichaltrigen Dorfjungen Pim und Laurens. Als verschworene Gemeinschaft sind die drei gleichzeitig zu Außenseitern degradiert. Erste sexuelle Fantasien münden schließlich in ein perfides Spiel. Berichtet werden die Ereignisse aus der Sicht der heute 27-jährigen Eva. Während sie die unheilvolle Geschichte dieses Sommers erzählt, ist sie nach vielen Jahren mit einem Eisblock im Kofferraum unterwegs auf dem Weg in ihr Heimatdorf. Warum, wird der Leser erst am Ende erfahren…

Kritik zu „Und es schmilzt“ von Lize Spit:

Und es schmilzt" von Lize SpitSelten hat mich ein Roman so erschüttert wie „Und es schmilzt“, das Erstlingswerk von Lize Spit. Mit beeindruckender sprachlicher Brillanz beschreibt die Autorin das Schicksal der 13-jährigen Außenseiterin Eva, deren Suche nach Zugehörigkeit sie in eine Katastrophe führen wird. Eine Katastrophe, die mit einer verstörenden Wucht über den Leser hereinbricht und ihn mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und tiefer Beschämung zurücklässt. Was in jenem Sommer geschah, an den sich Eva nie wieder erinnern will, wird in einer Schonungslosigkeit offenbart, die kaum zu ertragen ist. Dabei kommt das Grauen in dem Buch leise daher – langsam, aber stetig schleicht es sich aus dem Roman in den Kopf des Lesers, um sich dort in aller Ruhe anzureichern. Diese diffuse Beklemmung, die sich durch das gesamte Buch zieht, stellt sich schon zu Beginn ein. Wir begegnen der heute 27-jährigen Eva, die sich mit einem Eisblock auf den Weg in ihr Heimatdorf macht: Eine Feier, eingeladen hat Evas Jugendfreund Pim.

Der Weg nach Bovenmeer gerät zu einer Rückschau in eine schmerzliche Vergangenheit. Evas Schilderung der alkoholkranken und dazu noch suizidalen Eltern; diese Skizzierung einer Welt ohne Worte, in der die Kinder völlig haltlosen Zuständen ausgeliefert sind, ist schon schwer zu verdauen. Während Evas Bruder Jolan einsame Streifzüge unternimmt und ihre Schwester Esje immer tiefer in ihre aus Reinigungsritualen und Zählzwängen bestehende Welt versinkt, treibt es Eva zu Pim und Laurens. Eine Freundschaft, die im Grunde jeder Grundlage entbehrt und eher dem Alleinsein geschuldet ist. Ähnlich wie in dem Film „Das weiße Band“ beschreibt Lize Spit beinahe beiläufig die Verrohung von Kindern, bei denen alle Hemmungen fallen, weil niemand hinsieht und jeder mit sich beschäftigt ist. Vor diesem Hintergrund läuft am Ende ein an sich harmloses Spiel völlig aus dem Ruder. Das, was die Bewohner Bovenmeers nicht zu leisten vermögen – Hinsehen – gelingt Liz Split durch die Kraft ihrer außergewöhnlichen Sprache. Eine Sprache, die schonungslos hinsieht, unbarmherzig auch intimste Details benennt und höchst ungeniert präsentiert, um den Leser dann zurückzulassen: schockiert, beschämt und – sprachlos.

„Und es schmilzt“ ist schwere Kost und ein großartiges Buch, aber kein Wohlfühlroman. Und sicher nichts für sensible Seelen. Aber absolut lesenswert.

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Und es schmilzt von Lize Spit

Und es schmilzt

  • Lize Spit
  • Verlag: FISCHER
  • 512 Seiten
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