Um was geht es in „Nach der Apokalypse“?

Comic: Nach der Apokalypse von Laurent QueyssiEtwa einhundert Jahre nach einer globalen Katastrophe gibt es nur noch wenige Überlebende. In den Trümmern einstiger Zivilisation haben sie sich zu Stammesverbänden zusammengefunden, führen ein Leben wie in der Steinzeit. Und dieses karge Leben wird permanent bedroht: Von monsterhaften Ur-Tieren ebenso wie von marodierenden Banden.

Erzählt wird die Geschichte von Giala, die bei einem Angriff auf ihren Stamm, bei dem die meisten Mitglieder getötet oder gefangen wurden, ebenfalls entführt wird. Aber ihr gelingt die Flucht. Zu ihrer Überraschung erfährt sie auf ihrem Weg durch die gefährliche Welt Hilfe von schrecklich entstellten Mutanten – und kommt schließlich sogar hinter das Geheimnis, das die Welt einst zerstört hat …

Kritik zu der Graphic Novel „Nach der Apokalypse“:

Postapokalyptische Geschichten erfreuen sich im Comic großer Beliebtheit. Das liegt nicht zuletzt an Erfolgsstorys wie „The Walking Dead„, funktioniert aber auch prächtig ohne Zombies. In der Regel zeigen die Graphic Novels, wie sich Gesellschaften zurückentwickeln, nicht immer aber so weit wie in „Nach der Apokalypse„.

Szene aus dem Comic Nach der Apokalypse

Mehr Steinzeit geht kaum: Die Männer sind Jäger, die äußerst leicht bekleideten Frauen ziehen die Kinder auf. Gewalt gibt es reichlich, die böse Bande überfällt Gialas Stamm aus Mangel an Lebensmitteln und Frauen. Laurent Queyssi hat auf 88 Seiten nicht viel Raum, um aus diesem doch eher dünnen Konstrukt eine rundum ansprechende und insgesamt nachvollziehbar konstruierte Geschichte zu machen. Das ist schade, denn Idee und Setting geben durchaus einiges her. Vielleicht hätte der Comic in zwei Bänden besser funktioniert. Denn es ist doch einiges, was Laurent Queyssi hier zu erzählen hat: Hier das primitive Leben in Stammesverbänden, ständig von außen bedroht; außerhalb der trügerischen Sicherheit der Stadtruinen dann Mutanten mit besonderen Fähigkeiten. Und schließlich die Auflösung, der Hintergrund der Story, warum es zur Katastrophe kam – dafür bleibt dann kaum noch Zeit, weshalb die Geschichte am Schluss dann nur noch heruntergerattert wirkt. Hier wäre mehr wirklich mehr gewesen.

Graphic Novel: Nach der Apokalypse

Das ist auch deshalb bedauernswert, weil „Nach der Apokalypse“ Charaktere mit Potenzial zu bieten hat. So ist Giala selbst eine klassische Heldin, hilfsbereit und herzensgut. Auch der irgendwie untote Michel ist eine spannende Gestalt, der sich durch verloren geglaubte Fähigkeiten auszeichnet. Doch wie die Geschichte selbst bleibt zu wenig Gelegenheit, die Figuren kennenzulernen und ihre Motive und Handlungen näher zu beleuchten.

Juzhen ist der Zeichner des sehr hochwertigen Hardcover-Bandes. Seine Vorstellungen der Endzeit-Welt sind ausgesprochen glossy, was der Graphic Novel einen hyperrealistischen Touch verleiht. Es ist leicht, in „Nach der Apokalypse“ Gut und Böse auseinanderzuhalten – die glänzenden, hellen Frauengesichter sind selbst mit abgeschlagenem Kopf noch schön; die Angreifer hingegen erinnern an Wikinger, manchmal gar an Orks mit ihren groben Zügen. Eine insgesamt düstere Stimmung wird immer wieder von geschickt gesetzten farblichen Akzenten unterbrochen. Die Hoffnung liegt gestalterisch deutlich auf den Frauen und Kindern, die sich schon optisch abheben von der gewalttätigen Umgebung.

Laurent Queyssi und Juzhen: Nach der Apokalypse

Mein Fazit zu dem Comic von Laurent Queyssi und Juzhen:

Die leider zu kurze Geschichte kann in „Nach der Apokalypse“ ihr volles Potenzial nicht entfalten, die ungewöhnlichen Zeichnungen sind Geschmackssache. Ganz rund ist der Comic nicht, dennoch wird er seine Fans finden. Zum einen ist der Band etwas für Freunde des postapokalyptischen Genre, sofern sie auf die übliche Zombie-Plage verzichten können.

Zum anderen gefällt „Nach der Apokalypse“ Lesern*Innen, die vor allem Unterhaltung suchen und die Grundidee mögen: Frauen mit wenig Kleidung, Mutanten, Gewalt, Action. Der Comic ist weniger fürs tiefe Nachdenken über die Gesellschaft der Endzeit gedacht, sondern mehr als hübscher Konsumartikel mit Spaßfaktor. Und als solcher hat er durchaus seine Berechtigung.

Cover und Abbildungen © Splitter-Verlag.

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Produktinfos:

Verlag: Splitter

Format: ca. 32 cm x 23 cm

Seiten: 88

Bei Amazon erhältlich als: Buch