Über Der Herr der Ringe und Der Hobbit von J. R. R. Tolkien:

„Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend ankündigte, dass er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstags ein besonders prächtiges Fest geben wollte, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende.“ Mit diesen Worten beginnt eines der epischsten Fantasywerke der Literaturgeschichte – Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien. Das nach der Bibel meistverkaufte Buch der Welt begeistert seit seinem Erscheinen 1954 Leser_innen aller Altersklassen. Doch die wenigsten wissen um die Entstehungsgeschichte der Bücher, welche fast genauso komplex ist wie die Geschichten selbst. Wir möchten hier näher auf die Werke Tolkiens eingehen und listen darunter die Bücher „Der kleine Hobbit“, „Der Herr der Ringe“ und die Anhänge in der richtigen Reihenfolge auf.

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Die Anfänge von Mittelerde: Der kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien:

Der kleine Hobbit von J. R. R. TolkienDer Legende zufolge kritzelte Tolkien im Jahre 1930 auf die Rückseite einer Klausur den Satz „In a hole in the ground, there lived a hobbit“. Dies sollte der erste Satz der Geschichte um den Hobbit Bilbo Beutlin werden – „The Hobbit or There and Back Again“ erschien als Kinderbuch im Jahre 1937. Der Schriftsteller schrieb es ursprünglich für seine vier Kinder, und niemand konnte damals erahnen, dass mit diesem Kinderbuch der Grundstein moderner Fantasyliteratur gelegt werden sollte.

Im grünen und beschaulichen Auenland leben gemütliche, kleine Wesen mit außerordentlich behaarten Füßen: Die Hobbits. Sie lieben Feste, gutes Essen und gute Gesellschaft und meiden alle Aufregung oder Abenteuer – die halten schließlich nur von der nächsten Mahlzeit ab. Der Hobbit Bilbo Beutlin wird durch den Besuch des Zauberers Gandalf unvermittelt in das größte Abenteuer seines Hobbitlebens gerissen: Gandalf bittet Bilbo, ihn auf einer großen Reise zu begleiten. Bilbo lehnt selbstverständlich ab – doch kurze Zeit später poltern zwölf Zwerge in seine gemütliche Hobbithöhle und stellen sein Leben völlig auf den Kopf. Zusammen mit Bilbo und Gandalf ziehen sie aus, den Drachen Smaug zu töten, der ihre Schätze stahl und diese im Einsamen Berg (Elbisch Erebor genannt) hortet. Die gefährliche Reise, im Verlauf derer Bilbo Beutlin einen Ring findet, der den Träger unsichtbar macht, mündet im Tode Smaugs, der Übernahme des Einsamen Bergs durch die Zwerge und der Schlacht der fünf Heere, an der Zwerge, Menschen und Elben erstmals gemeinsam gegen Orcs und Wilde Wölfe kämpfen.

Das Mittelerde-Epos: Der Herr der Ringe von J. R. R. Tolkien:

Der Herr der Ringe von J. R. R. TolkienAufgrund des großen Erfolgs des Hobbits bat der Verlag Tolkien um eine Fortsetzung. Der Autor kam dieser Bitte nach, war jedoch mit Familie und Beruf als Philologieprofessor in Oxford mehr als ausgelastet. Ganze zwölf Jahre nach der Veröffentlichung des Hobbit vollendete er 1949 das sechste und letzte Buch des „Der Herr der Ringe“ betitelten Werkes. Nach einigem Hin und Her und einem gescheiterten Verlagswechsel Tolkiens erschien 1954 das vom Autor als sechsbändig konzipierte Epos in nur drei Bänden. Dieses über 1000 Seiten umfassende Werk war nicht das beschauliche Kinderbuch, was sich der Verlag wahrscheinlich erhofft hatte, sondern ein sprachgewaltiges, blutiges Epos mit noch nie da gewesenem Detailreichtum und Komplexität des Hintergrundes. Tolkien erschuf Länder, Völker, deren Historie und mehrere Sprachen (samt Vokabular und Grammatik).

Jahrzehnte nach den im „Hobbit“ geschilderten Ereignissen feiert Bilbo Beutlin seinen einundelfzigsten Geburtstag, um sich danach in den Ruhestand zu begeben und seine Memoiren zu schreiben. Er vermacht seinen gesamten Besitz seinem Neffen Frodo Beutlin, so auch seinen Unsichtbarkeitsring. Erneut taucht Gandalf auf: Er möchte Bilbos Ringe unbedingt an sich nehmen, denn dieser ist nicht nur ein einfacher Zauberring, sondern „der Eine Ring“ des Dunklen Herrschers Sauron, wie er im Ringgedicht beschrieben wird:

Three Rings for the Elven-kings under the sky,
Seven for the Dwarf-lords in their halls of stone,
Nine for Mortal Men doomed to die,
One for the Dark Lord on his dark throne
In the Land of Mordor where the Shadows lie.
One Ring to rule them all, One Ring to find them,
One Ring to bring them all and in the darkness bind them
In the Land of Mordor where the Shadows lie.

Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht,
Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein,
Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun,
Einer dem dunklen Herrn auf dunklem Thron
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.
Einen Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.

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Der Dunkle Herrscher hat bereits alle anderen Ringe an sich genommen, einzig der Eine Ring trennt ihn von der Macht über ganz Mittelerde. Frodo hat nun die Mission, den Ring an den Ort seiner Entstehung, dem Schicksalsberg mitten in Saurons Reich Mordor, zu bringen und dort zu vernichten.Mit seinen Gefährten, dem Zauberer Gandalf, den Hobbits Merry, Pippin und Samwise Gamgee, dem Zwerg Gimli, dem Elben Legolas und den Menschen Boromir und Aragorn, macht sich Frodo Beutlin auf die gefährliche Odyssee.

Im Laufe ihrer Reise werden die Gefährten getrennt, Boromir und Gandalf werden getötet. Ab diesem Punkt folgt die Geschichte abwechselnd den drei Gruppen: Merry und Pippin befinden sich in der Gefangenschaft von Orks, den Dienern des bösen Zauberers Saruman. Aragorn, Legolas und Gimli verfolgen die Orks und versuchen, Merry und Pippin zu befreien. Letztlich wird Isengard, die Festung Sarumans, von den Gefährten und mit Hilfe der Ents (Baumwesen aus dem Wald Fangorn) und der berittenen Krieger der Rohirrim (die Bewohner des Landes Rohan) zerstört und Saruman vom totgeglaubten Gandalf besiegt.

Währenddessen befinden sich Sam und Frodo auf dem Weg zum Schicksalsberg. Sie lernen die Kreatur Gollum kennen, die einst den Einen Ring besaß und immer noch von ihm besessen ist. Gollum führt sie durch das Schattengebirge nach Mordor, verrät sie aber an die Riesenspinne Kankra, in der Hoffnung, Frodo den Einen Ring doch noch abnehmen zu können.

Sauron greift mit aller Macht Gondor an, um die Allianz von Gondor und Rohan zu brechen. In der Schlacht um Minas Tirith, der Hauptstadt Gondors, können Gondor und Rohan mit vereinten Kräften schlussendlich die Armee Saurons besiegen. Frodo und Sam erreichen den Feuerberg, in dessen flammenden Abgrund sie den Ring werfen müssen, um ihn zu vernichten. Doch der Einfluss des Einen Rings hindert Frodo daran. Ausgerechnet Gollum rettet Mittelerde vor der Macht Saurons: Er entreißt Frodo den Ring und stürzt mit ihm in den Abgrund.

Somit ist die Macht Saurons gebrochen, das Auenland kann sich von Saruman befreien und Aragorn wird der neue König Gondors.

Mittelerde in der Literaturwissenschaft: Zur Interpretation des „Hobbit“ und des „Der Herr der Ringe“

J. R. R. Tolkiens epische Erzählungen um die fantastische Welt von Mittelerde bieten seit ihrem Erscheinen einen großen Spielraum für Interpretationen des Stoffes. Zahlreiche mögliche Einflüsse der realen Weltgeschichte auf Tolkiens Werk wurden bereits zu seinen Lebzeiten postuliert, der Kampf um den Einen Ring als Allegorie auf die beiden Weltkriege angesehen, Parallelen zwischen den auftretenden Völkern und den echten Kriegsparteien gezogen.
Tolkien selbst lehnte diese Interpretationen immer ab. Im Vorwort der englischen Ausgabe des Herrn der Ringe schreibt er, dass er Allegorien in jeder Form verabscheut und Geschichte (echter wie erzählter) den Vorrang gibt, da sie dem Leser die Freiheit verleiht, sie auf die eigenen Erfahrungen und Gedanken anzuwenden – im Gegensatz zur Allegorie, die der Feder des Autors entstammt und einem bestimmten Zweck dient.
Um es mit Tolkiens Worten zu sagen:

„But I cordially dislike allegory in all its manifestations, and always have done so since I grew old and weary enough to detect its presence. I much prefer history, true or feigned, with its varied applicability to the thought and experience of the readers. I think that many confuse „appllicability“ with „allegory“; but the one resides in the freedom of the reader, and the other in the purposed domination of the author.“ (Vorwort zu „The Lord of The Rings“, S. 11)

Anmerkung der Red.: Es gibt verschiedene Übersetzungen der Bücher von Tolkien. Bei „Der Herr der Ringe“ empfehlen wir die ältere Übersetzung von Margaret Carroux. Diese entspricht zwar nicht unserer heutigen, modernen Sprache, passt aber wunderbar zu dem Epos. Wer es moderner mag, sollte zu den Übersetzungen von Wolfgang Krege greifen. Ähnlich ist es bei „Der kleine Hobbit“. Auch hier gibt es eine moderne Übersetzung von Wolfgang Krege und eine ältere, werksgetreuere Ausgabe von Walter Scherf.

„Der kleine Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ in der richtigen Reihenfolge:

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Der kleine Hobbit:

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Der Herr der Ringe übersetzt von Margaret Carroux:

  • Der Herr der Ringe – Die Gefährten / Die zwei Türme / Die Rückkehr des Königs
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Der Herr der Ringe übersetzt von Wolfgang Krege:

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Informationen über die Verfilmungen von Peter Jackson und eine Übersicht der Veröffentlichungen auf DVD und Blu-ray haben wir auf dieser Seite zusammen gestellt.

Weitere Werke Tolkiens

Das Silmarillion von J. R. R. TolkienChristopher Tolkien, eines der vier Kinder Tolkiens, veröffentliche nach dem Tod seines Vaters 1973 auf dessen Wunsch hin ab 1977 das eigentliche Hauptwerk Tolkiens, an dem er zeitlebens intensiv gearbeitet hatte:

Das Silmarillion. Es schildert in Sagen, Gedichten und Liedern die Mythologie und Geschichte Mittelerdes vor den in „Der kleine Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ geschilderten Ereignissen.

Ergänzend hierzu erschienen die „Nachrichten aus Mittelerde“ („Unfinished Tales of Númenor and Middle-earth“, 1980).

Und ab 1983 die dreizehn Bände „The History of Middle-earth“ (von denen leider nur die ersten beiden als „Buch der verschollenen Geschichten“ 1 und 2 ins Deutsche übersetzt wurden).