Anmerkung: Der Roman „Der Bruder des Wolfs“ von Robin Hobb ist der 2. Teil der ersten Chroniken von Fitz, dem Weitseher. Hierbei handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage mit verbesserter Übersetzung. Die alten Ausgaben waren unter den Namen „Des Königs Meuchelmörder“ und „Der Schattenbote“ erhältlich.

Um was geht es in „Der Bruder des Wolfs“ von Robin Hobb?

Fitz Chivalric hat seine Aufgabe als des Königs Meuchelmörder erfüllt – doch zu einem hohen Preis. Monatelang ist er geschwächt, und der alte König selbst ist unfähig, noch Entscheidungen zu treffen. Prinz Edel hat freies Spiel und spinnt seine Intrigen gnadenlos weiter, was auch Fitz zu spüren bekommt, als er endlich nach Bocksburg zurückkehrt. Auch die Roten Korsaren sind noch lange nicht besiegt, und der Thronfolger Veritas kann sie nicht allein bezwingen. Als er sich zu einer gefahrvollen Reise entschließt, um verzweifelt die Wahrheit hinter einer uralten Legende zu suchen, bringt dies Edel nur noch größere Vorteile bei Hofe. Er versucht alles, um Veritas und seine Gemahlin Kettricken in Verruf zu bringen. Fitz muss versuchen, das Schlimmste zu verhindern, aber sowohl seine Liebe zu Molly als auch seine schicksalhafte Verbindung zum Wolf Nachtauge sind mehr als genug Ablenkung. Die Alte Macht hat Fitz noch nicht losgelassen – und sie wird noch eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen …

Der Bruder des Wolfs von Robin HobbEs wäre weit untertrieben zu behaupten, Fitz‘ Erlebnisse im ersten Teil der Weitseher-Saga von Robin Hobb hätten ihn stark mitgenommen. Zu Beginn von „Der Bruder des Wolfs“ ist er kaum mehr als ein Wrack, gezeichnet vom Giftanschlag, nahezu niedergestreckt von den weitreichenden Folgen seiner Aufgaben als Assassine. Fitz, der als illegitimer Sohne eines Königs ungeachtet all seiner Anstrengungen immer nur ein Bastard sein wird, hadert mit seinem Schicksal, seinem Leben und der Unausweichlichkeit seiner Rolle.

Diese Düsternis des Charakters und diese Entwicklung des Protagonisten sind schwer zu ertragen – und offenbaren gerade darum die fantastische Erzählkunst, den Robin Hobb auch in „Der Bruder des Wolfs“ auf satten 896 Seiten so meisterhaft zeigt. Es liegt am Leser, der einmal liebgewonnenen Figur auch in ihren schweren Zeiten etwas abzugewinnen. Und selbst wenn dies zeitweise einmal etwas schwer fällt, so gibt es da ja noch zahlreiche Nebencharaktere – allen voran der Narr – die den Roman mit ihrer einzigartigen Vielfalt bereichern.

War der erste Band der Reihe noch eine zum Teil gemächliche Heranführung an die mittelalterlich anmutende Welt bei Hofe, eine Einführung in die Charaktere und die Magie in der Welt von Fitz, so ist „Der Bruder des Wolfs“ eine Verdichtung der Dramatik aller Geschehnisse. Die Spannung nimmt zu, die Story wird runder und tiefer. In der Hauptsache geht es aber vor allem um Fitz, der weder sein darf, wer oder was er gern wäre, noch zugeben darf, welche Rolle er wirklich spielt. Auch Molly darf es nicht wissen, was seine Liebe zu ihr zu einem bittersüßen Lügengebilde macht – nur eines mehr in Fitz‘ Leben.

Mein Fazit zu dem Roman „Der Bruder des Wolfs“:

Man mag es leicht morbide finden, dass man an einem so zerrissenen und gequälten Charakter wie Fitz so viel Freude haben kann. Das ist das Verdienst von Robin Hobb, die mit ihrem fesselnden Schreibstil und einem packenden Plot für beste Unterhaltung sorgt – und damit insgesamt für einen Fantasy-Roman erster Güte, der sich in vielerlei Hinsicht von anderen abhebt. Bei der Gelegenheit möchte ich noch anmerken, dass dieser Band zwar fast 300 Seiten mehr hat als sein Vorgänger, aber, bei gleicher erzählerischer Qualität, mehr Spannung und Action bietet.

Und „Der Bruder des Wolfs“ ist nicht das Ende der Geschichte um Fitz, noch lange nicht; jedenfalls gibt es für Neueinsteiger in die Saga noch einiges zu entdecken. Auch wer die bereits Mitte der 1990er Jahre zum ersten Mal erschienene Reihe bereits kennt, kann sich freuen: Der Penhaligon Verlag hat den Bänden von Robin Hobb eine neue Übersetzung spendiert, die dem Original noch einiges mehr abgewinnt.

Auch wenn sich dieser Band nicht zum Einstieg in die Serie eignet (der erste Teil, Die Gabe der Könige, sollte unbedingt vorher gelesen werden), ist auch dieser 2. Band der Weitseher-Reihe wieder eine ganz klare Leseempfehlung für alle Fans von epischer Fantasy.

Die Bücher von Robin Hobb im Überblick.

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Produktinfos:

Verlag: Penhaligon

Seiten: 896

Bei Amazon erhältlich als: Buch | eBook