Inhaltsangabe von Claire Winters „Die geliehene Schuld“:

Berlin im Sommer 1949. Die Stadt versucht, sich von den Schrecken des Krieges zu erholen. Trümmer werden genauso beseitigt, wie die Spuren der sowjetischen Blockade. Langsam schöpfen die Menschen Lebensmut und schauen nach vorne. Eine von ihnen ist Vera Lessing. Sie arbeitet als Journalistin bei der Tageszeitung Echo und will die Kriegsereignisse vergessen, die ihr den Mann und die Eltern genommen haben. Behilflich ist ihr dabei ihr Kollegen Jonathan Jacobsen, ein guter Freund aus alten Schultagen. Dieser recherchiert unablässig über die nicht nachlassenden Flüchtlingsströme und in diesem Zusammenhang auch über den Verbleib ehemaliger Nazikriegsverbrecher. Als Jonathan unter mysteriösen Umständen verstirbt, will Vera wissen, wer dafür verantwortlich ist. Sie setzt seine Nachforschungen fort und trifft auf Marie Weißenburg, eine junge Frau, die im Stab von Konrad Adenauer arbeitet. Vera bohrt immer tiefer und kommt dabei nicht nur hohen Regierungskreisen, sondern auch anderen Organisationen auf die Spur, die kein Interesse haben, dass unbequeme Wahrheiten ans Licht kommen.

Kritik zu dem Roman „Die geliehene Schuld“ von Claire Winter:

Die geliehene Schuld von Claire WinterClaire Winter legt mit „Die geliehene Schuld“ einen Roman vor, der ohne Übertreibung zu den ganz großen Buchhighlights des Frühjahrs 2018 gezählt werden muss. Wie in ihren bisherigen Büchern schafft es  die deutsche Autorin Claire Winter auch diesmal, perfekt recherchierte historische Fakten mit einer fiktionalen Geschichte zu verknüpfen. Im Fall von „Die geliehene Schuld“ gelingt das so gut, dass man den Roman, einmal begonnen, kaum aus der Hand legen kann. Das liegt zum einen an dem bildhaften und facettenreichen Schreibstil, der es dem Leser ermöglicht, in die Erzählung einzutauchen. Das Nachkriegsdeutschland wird hier mehr als lebendig. Ein weiterer Punkt sind die hervorragend ausgearbeiteten Charaktere. Eine der Vorgaben für einen gelungenen Roman ist, dass die Hauptfigur stets über sich hinauswachsen soll. Im Fall von Vera trifft das zu einhundert Prozent zu. Die Suche nach den Hintergründen zu Jonathans Tod bringt sie an ihre körperlichen und psychischen Grenzen. Getrieben von Trauer und Wut, kämpft sie sich durch einen Sumpf, der vor ihr bekannten Personen nicht halt macht. Auch Marie trägt ihren Teil dazu bei. Ihre innere Zerrissenheit und die Erkenntnis, dass ihre Welt zusammen bricht, ist einer der emotionalen Höhepunkte dieses Romans, als sie erkennen muss, dass ihre Mutter und ihr Bruder bestimmte Dinge verschwiegen haben. Mit Lina gibt es zudem eine weitere Figur, die den Leser tief im Herzen berühren wird.

Das führt zu einem anderen Punkt, der „Die geliehene Schuld“ so lesenswert macht. Die Rolle der Alliierten, der katholischen Kirche und des Roten Kreuzes, als es um die Frage der illegalen Flüchtlingsrouten nach Italien ging, in die Immigranten und Nazis involviert waren. Claire Winter fördert Informationen zu Tage, die den Leser sprachlos und wütend machen. Es ist kaum zu glauben, was von Politik und anderer Seite vertuscht wurde. Hier besitzt die Geschichte ein hohes Maß an Zünd- und Gesprächsstoff, über den man sicher noch lange wird nachdenken können.

Mein Fazit zu dem Buch „Die geliehene Schuld“:

Wer sich für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg interessiert und einen Roman lesen möchte, der auf allerhöchstem Niveau fesselt und informiert, kommt um diesen Roman von Claire Winter nicht herum. Das Werk der Berliner Autorin macht fassungslos und traurig wegen seiner historischen Authentizität, begeistert gleichzeitig aber wegen seiner inhaltlichen und dramaturgischen Klasse. Insgesamt ein Roman, den man nicht nur lesen kann, sondern lesen sollte.

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Produktinfos:

Verlag: Diana

Seiten: 576

Bei Amazon erhältlich als: Buch | eBook